Body Missing Vera Frenkel, 1994
Videokomponente der Installierung. Sechs Teile, Laufzeit jeder Teil sechs Minuten.
Niederschrift der Voice-Over-Erzählung und des Dialogs.

Transcript of six-channel Body Missing video installation


Teil der Geschichte V:
Der polierte Schild der Athene

Maikäfer flieg,
dein Vater ist im Krieg,
die Mutter ist im Pommerland,
Pommerland ist abgebrannt,
Maikäfer flieg,
dein Vater ist im Krieg,
die Mutter ist im Pommerland,
Pommerland ist abgebrannt...

Erzähler:

Niederschrift des Verhörs.
Name des Verhörten: Baldur von Schirach.
Ort: Gefängnis Spandau.
Datum: 9. April 1948.
Name des Verhörenden: Bernard B. Taper.

Frage: Waren Sie im Salzbergwerk in Alt Aussee?
Antwort: Nein
Frage: Sie waren nie dort?
Antwort: Nein
Frage: Nicht einmal während der letzten Kriegstage?
Antwort: Ich habe es nie gesehen. Ich hatte keine Zeit.
Frage: Sie sind nicht ins Salzbergwerk gegangen und haben ein Selbstportrait von Rembrandt genommen?
Antwort: In den letzten Kriegstagen hatte ich keine Zeit, zum Salzbergwerk zu gehen.

Dialoguntertitel:

Erzähler:
(zitiert vom Dialog, nennt die ersten Werke, die gemalt werden sollen.) (deutsche Stimme lauter)

Du kannst ihr sagen, dass meine Quellen das Material bereitstellen werden. Bis zum Jubiläumsdatum im November werden die ersten Werkörperungenschon unterwegs sein.

Und wir werden noch anonym bleiben? Sag mir, Anna, unter Freunden, wer bezahlt das alles?

(Schweigen.) Ich werde es dir sehr bald erzählen. Hab ein bisschen Geduld, Klaus. Diskretion ist unsere wichtigste Waffe.

Wer weiss es sonst in Linz? sagte er.
(liest Liste auf Deutsch)

Erzähler:
(Verhörniederschrift geht weiter):

Frage: Wie vertraut waren Sie mit den Aktivitäten der Gestapo in Wien im Zusammenhang mit der Konfiszierung jüdischer Vermögenswerte und dem Verkauf oder der Nutzung dieser Vermögenswerte?

Antwort: Ich wußte, daß die Gestapo ehemalige jüdische Vermögenswerte
konfisziert hatte und daß diese Vermögenswerte für den Führervorbehaltreserviert waren. Das bedeutete, daß diese Vermögenswerte für das Linzer
Museum bestimmt waren und niemand anders wagte, diese in Erwägung zuziehen.

Frage: Haben Sie sonst noch etwas zu sagen?

Antwort: Die Gestapo ließ niemanden in ihre Kunstpolitik Einblick nehmen. Ich weiß nicht, was mit diesen Kunstwerken geschah. Es muß sich um enorm große Mengen gehandelt haben. Ich weiß, daß sie nach Linz gehen sollten.

Frage: Wissen Sie vielleicht, welche Beauftragten der Gestapo für denbesonderen Aspekt der Kunstpolitik zuständig waren? Gab es keine Verbindungsperson mit Ihnen oder Ihren Leuten?

Antwort: Absolut nicht.

(Weiterlesen der Liste auf Deutsch)

Ende von Teil V